20 Jahre Kinki Palace – Disko-Chef Thomas Schleh im Interview (2024)

20 Jahre Kult-Diskothek

Seit 20 Jahren ist das Kinki Palace in Sinsheim eine der beliebtesten Großraumdiskotheken der Region. Eines der Gesichter hinter den Kulissen des Kult-Kinki ist Musik-Legende Thomas Schleh – auch bekannt als Klubbingman und Sänger der mehrfach in den Charts vertretenen Dance-Formation Masterboy. Schleh und das Kinki sind untrennbar miteinander verbunden. Gemeinsam mit MORITZ blickt er zurück.

Bevor das Interview mit MORITZ beginnen kann, muss Tommy Schleh erst einmal noch kurz telefonieren. Es geht um einen Auftritt mit seiner Band Masterboy in Moskau. Die letzten Details werden geklärt, Hotels bestätigt und vielleicht gibt es anschließend noch ein Treffen mit HP Baxxter von Scooter. Gleichzeitig müssen parallel noch die Plakate für die nächsten Veranstaltungen im Kinki Palace überprüft werden. Es ist nicht einfach für Thomas Schleh, alles unter einen Hut zu bekommen. Der gebürtige Neckarbischofsheimer ist Musikproduzent, Songwriter, Musiker (auch bekannt unter dem Künstlernamen Klubbingman), Sänger der Band Masterboy – und dann noch einer der Geschäftsführer des Kinki Palace. Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es die Kult-Diskothek in Sinsheim nun schon und Schleh war von Anfang an dabei.

»Es ging bei mir alles damals schon sehr früh los, schon auf Skifreizeiten habe ich aufgelegt und morgens meine Mitschüler mit Electric Light Orchestra geweckt und dazu Ansagen gemacht – da war ich 13«, erzählt Tommy Schleh mit einem Lachen. »Ich habe dann in Diskotheken hinter der Bar gearbeitet und irgendwann ist dann mal der DJ ausgefallen und man hat mich gefragt, ob ich einspringen kann. So bin ich dann hängen geblieben.« Mit seinem Partner Enrico Zabler gründete Thomas Schleh 1989 die Eurodance-Band Masterboy – die erste Single wurde zum europaweiten Hit. Bis heute tourt er mit seiner Band, die für bekannte Partykracher wie »Feel the heat of the night« oder »Is this the love?« verantwortlich ist, um die ganze Welt. Für Schleh ist die Musik bis heute ein elementarer Bestandteil seiner Persönlichkeit: »Ich wusste sehr schnell, auch während meiner Ausbildung dass das und nur das meine Zukunft ist.« Thomas Schleh liebt es, unter Leuten zu sein und Musik zu machen. »Ich sehe halt direkt, was daraus entsteht, wenn ich live auf der Bühne bin und sehe, wie die Leute zu unserer Musik feiern und tanzen. Das ist für mich ein unglaublich erfüllendes Gefühl.«

Die Karriere als Erfolgsmusiker sollte aber nicht Schlehs einziges Standbein bleiben. Im April 1999 baute er gemeinsam mit der Familie Reininger, mit der er noch heute gemeinsam die Geschäftsführung teilt, das Kinki Palace in Sinsheim. Die Gründung der Großraum-Diskothek schlug ein wie eine Bombe: »Damals haben die Autos auf der Autobahn jeden Donnerstag, Freitag und Samstag mit zwei Kilometern Rückstau an der Ausfahrt gestanden«, erinnert sich Schleh mit einem fast schon ungläubigen Kopfschütteln. »Über die Abende hatte sich hier eine Lawine hineingewälzt mit Besucherzahlen an einem einzigen Abend, wo heutige Clubs nicht mal im gesamten Monat von träumen.» Das Kinki war neu, aufregend, interessant. Zudem habe in der damaligen Zeit noch ein völlig anderes Ausgehverhalten geherrscht, so Schleh. »Die Leute sind um 8 Uhr abends in die Disko gegangen und um 22 Uhr hast du das erste Mal die Tür abgeschlossen wegen Überfüllung. Es gab für die Leute damals noch keine Streaming-Portale auf dem Handy. Handys konnten grade mal fünf SMS verschicken.« Wer die angesagtesten neuen Clubhits hören oder auch einfach neue Leute kennenlernen wollte, musste in die Diskothek gehen. Davon profitierte auch das Kinki erheblich: »Wenn ich daran denke, dass jeden Monat die Polizei anrücken musste, um den Verkehr auf der Standspur der Autobahn zu regeln und die Schlangen bis weit auf die Straßen reichten – das wirkt aus heutiger Sicht fast unvorstellbar«, sagt Tommy Schleh.

20 Jahre Kinki Palace – Disko-Chef Thomas Schleh im Interview (2)

Foto: Scorpius Photography

Als Geschäftsführer profitiert er bis heute von seiner Erfahrung als Musiker. Das ist auch möglich, weil er nicht alles alleine machen muss und mit der Familie Reininger Co-Geschäftsführer hat, die den Laden am Laufen halten, während er weg ist: »Ich bin viel unterwegs und sehe in anderen Ländern auch viel.« Nach einem Auftritt in Miami ging Schleh dort beispielsweise anschließend auf eine Party mit dem Namen »My Boyfriend is out of Town« – eines der angesagtesten Partykonzepte nur für Frauen in Amerika zu der Zeit, in Deutschland aber nahezu unbekannt. »Das habe ich dann direkt nach Deutschland gebracht und im Kinki ausprobiert.« Auf diese Weise war das Kinki bei vielen Veranstaltungen absoluter Vorreiter: Sei es im Bereich 90er-Partys – »die Leute haben uns die Bude förmlich eingerannt damals« – oder Halloween-Partys – »das war zu einer Zeit, da wusste niemand hier, was Halloween überhaupt ist. Es gab nicht mal Shops mit Halloween-Dekorationen, das war bei uns also alles handgemacht damals« – Schleh und das Kinki setzten Trends, die wenige Wochen später in ganz Deutschland kopiert wurden. »Teilweise wurden unsere neuen Veranstaltungskonzepte 1 zu 1 übernommen. Auf der einen Seite freut uns das natürlich, auf der anderen Seite denke ich mir dann: Lasst euch doch was eigenes einfallen!«, schildert Schleh und fügt lachend hinzu: »Manchmal übernehmen die sogar unsere Schreibfehler!«

Von den Besucherzahlen der frühen 2000er ist das Kinki Palace heute weit entfernt –trotzdem hat die Diskothek auch heute noch einen festen Platz in der Region und Kultstatus: »Wie wichtig das Kinki nach wie vor für die Leute ist, haben wir gesehen, als wir letztes Jahr den Brand hatten und mehrere Monate schließen mussten«, erklärt Tommy Schleh. »Was uns da an Nachrichten erreicht hat, wie viele Leute uns kontaktiert hatten – das war ja eine regelrechte Hysterie.« Seit der Wiedereröffnung sind die Besucherzahlen durchgehend hoch – auch weil in diesem Jahr erstmals eine Sommerpause eingelegt wurde. »Bei 35 Grad Hitze geht halt einfach niemand in die Diskothek.«

Um auch in Zukunft weiterhin relevant zu bleiben, ist es laut Schleh wichtig, dass sich das Kinki stetig weiterentwickelt und sich mit seinen Besuchern und der Zeit mitverändert. Eine schwierige Aufgabe, denn immer mehr Clubs und Diskotheken müssen schließen und auch das Kinki hatte zeitweise extrem zu kämpfen. »Unsere größte Stärke ist immer noch unser Einzugsgebiet. Die Leute kommen von sehr, sehr weit weg zu uns her.« Zudem legen Schleh und die Familie Reininger großen Wert auf eine hochwertige Präsentation: Mehrere ausgebaute VIP-Bereiche, saubere Toiletten, ein großer, hell beleuchteter Parkplatz und nicht zuletzt mehrere Dancefloor und Bereiche, auf die bis zu 2000 Leute passen – »bei anderen Clubs wären da längst die Türen zu, während es bei uns gerade erst losgeht.« Wie es im Zeitalter von Smartphones und Social Media sowie einem Überangebot an Festivals und Veranstaltungen für das Kinki weitergehen wird, weiß Schleh nicht. Er betont aber auch: »Eine Diskothek lebt immer von Generationen und neuen Ideen. Die Leute kommen und irgendwann verändern sich ihre Interessen und sie gehen wieder. Man muss sich alle zwei bis drei Jahre einfach neu entwickeln und am Ball bleiben und die nächste Generation ansprechen – das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.«

Kinki Palace Sinsheim Neulandstraße 21, 74889 Sinsheim,www.kinki.de

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